Montag, 26. März 2018

Carl Rogers Vision des neuen Menschen in einer neuen Gesellschaft


Als ich während meines Studiums zum ersten Mal über Carl Rogers neuen Menschen las, dachte ich mir Wow, was ist das für ein toller, eigenständiger, authentischer Mensch, den er beschreibt, der sich das Recht nimmt, zu sagen, was er denkt und fühlt, und sich dabei frei fühlt, das zu tun, was er mit sich vereinbaren kann.
Dieser neue Mensch möchte den anderen Menschen helfen, sich aus Abhängigkeiten zu befreien und ist „professionellen Helfern“ gegenüber sehr mißtrauisch , weil er eine diagnostizierende, wertende,  strafende und auf Vorschriften beruhende Hilfe ablehnt.


Der neue Mensch, er hat gelernt eigenverantwortlich und selbständig zu denken,
Er hat eine gewisse Skepsis den Wissenschaften gegenüber, bzw. „ein tiefes Mißtrauen gegenüber einer kognitiv orientierten, abstrahierenden Wissenschaft und einer Technologie, die sich dieser Wissenschaft bedient, um dadurch Mensch und Natur zu erobern, zu beherrschen und zu mißbrauchen.“ 

Auch ich habe eine unglaubliche Abneigung gegen Technologien, die sich einer Wissenschaft bedienen, die Mensch und Natur beabsichtigen zu beherrschen und zu mißbrauchen.
Es hätten wirklich meine Worte sein können, die ich da in seiner psychologischen Analyse las.

Es war das Jahr 1980 als dieser tolle Psychologe seine Abhandlung über die Entstehung des neuen Menschen schrieb.
Jetzt haben wir das Jahr 2018, fast vierzig Jahre später. Und nachdem ich diesen Text gerade mit wahrer Begeisterung erneut lese, frage ich mich, was ist aus seiner Vision des neuen Menschen geworden? Warum lassen sich die meisten Menschen immer noch alles gefallen, was man ihnen zumutet, obwohl sie es gar nicht wollen, von einer eher kognitiv orientierten und abstrahierenden Wissenschaft sowie einer Technologie, die sich dieser Wissenschaft bedient, lediglich um Mensch und Natur zu erobern und zu besiegen.

Rogers war davon überzeugt, daß eine Wissenschaft immer auch Gefühle mit einbeziehen muß. „Diese Wissenschaft sollte humanistischen Zwecken dienen. Hierfür setzt sich der neue Mensch auch ein.“

Eine ganz wunderbare Vision eines Psychologen, wie ich finde, der den Wert eines Menschen in dieser fremdbestimmten Welt immer in den Vordergrund stellte.

Hier noch ein paar von mir ausgewählte Zitate aus der bereits oben angeführten Webseite.

Der neue Mensch ist ein bewußter Mensch. Er hat den tiefen Wunsch, seine
innere Welt zu erforschen. Er ist bereit, sich selbst wahrzunehmen, seine
eigenen Gefühle und Stimmungen. Dabei ist er fähig, mit sich selbst frei
und ohne Furcht zu kommunizieren. Im Gegensatz zu früheren Generationen
ist seine Hemmschwelle, eventuelle Verdrängungsprozesse im Bewußtsein
auszuloten, viel geringer.“

Der neue Mensch respektiert die Natur und lernt, mit ihr im Gleichklang zu leben. Ihre Eroberung, Verpestung und Zerstörung ist ihm zuwider.“

Der neue Mensch vertraut seinen eigenen gewonnenen Erfahrungen und
mißtraut somit jeder äußeren Autorität. So kann ihn niemand von etwas
überzeugen, was er nicht aus seiner eigenen Erfahrung gewonnen hat. So
kommt es, daß er sich oft ungehorsam gibt, wenn ihm z. B. Gesetze
unvernünftig und ungerecht erscheinen. Die Folgen, die sich für ihn daraus
ergeben, nimmt er billigend in Kauf.“
Sein moralisches Urteil, seine Fähigkeit, durch gewonnene Erfahrungen
Falsches von Richtigem zu unterscheiden, dessen ist er sich bewußt –
bewußt, seiner inneren Autorität zu vertrauen.“

Rogers ist sich im Klaren darüber, daß nur wenige dieser neuen Menschen die gesamten oben genannten Eigenschaften auf sich vereinigen, und daß es sich dabei auch nur um eine kleine Minderheit in der gesamten Bevölkerung handelt. Dennoch ist er der Meinung, daß diese Personen im Vergleich zu ihrer Anzahl einen unverhältnismäßig großen Einfluß für die Gestaltung der Zukunft ausüben könnten“

Ich unterstreiche jeden einzelnen von ihm aufgeführten Punkt in seiner Abhandlung über die Entstehung des Neuen Menschen und wünsche mir von ganzem Herzen, dass jeder einzelne Aspekt, den er aufführt, sich jetzt in unsere Realität umsetzen läßt und umsetzen wird, damit wir nicht zu endgültigen Klonen des Systems werden.
Denn was können wir mehr in unserer Gesellschaft gebrauchen als echte, aufrichtige, wahrheitsliebende Menschen, die sich von Fremdbestimmung gelöst haben , sich gestatten selbst zu denken, und sich und ihren Mitmenschen gegenüber treu zu bleiben?

Diese neuen Menschen, die er beschreibt, sind wir, alle diejenigen, die andere unermüdlich wach rütteln und aufmerksam machen wollen, auf Unaufrichtigkeit und unhaltbare und dringend zu ändernde, fatale Zustände, damit die Beschränkung des Geistes der Vergangenheit angehört.

Dieser von Rogers beschriebene neue Mensch ist eine echte Chance – unsere Chance. Werden wir wach und lassen uns Verdrehtes nicht mehr als Wahres verkaufen.
Erkennen wir ausgeklügelte und verdeckte Manipulationen.

Wir dürfen uns unsere Meinung und unseren Mund nicht verbieten lassen, damit wir wieder zu geistiger Gesundheit und Ganzheit zurückfinden können.

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