Als
ich während meines Studiums zum ersten Mal über Carl Rogers neuen
Menschen las, dachte ich mir Wow, was ist das für ein toller,
eigenständiger, authentischer Mensch, den er beschreibt, der sich
das Recht nimmt, zu sagen, was er denkt und fühlt, und sich dabei
frei fühlt, das zu tun, was er mit sich vereinbaren kann.
Dieser
neue Mensch möchte den anderen Menschen helfen, sich aus
Abhängigkeiten zu befreien und ist „professionellen
Helfern“ gegenüber sehr mißtrauisch , weil er eine
diagnostizierende, wertende, strafende und auf
Vorschriften beruhende Hilfe ablehnt.
Der
neue Mensch,
er hat gelernt eigenverantwortlich und selbständig zu denken,
Er
hat eine gewisse Skepsis den Wissenschaften gegenüber, bzw. „ein
tiefes Mißtrauen gegenüber einer kognitiv orientierten,
abstrahierenden Wissenschaft und einer Technologie, die sich dieser
Wissenschaft bedient, um dadurch Mensch und Natur zu erobern, zu
beherrschen und zu mißbrauchen.“
Auch ich habe eine unglaubliche Abneigung gegen Technologien, die
sich einer Wissenschaft bedienen, die Mensch und Natur beabsichtigen
zu beherrschen und zu mißbrauchen.
Es
hätten wirklich meine Worte sein können, die ich da in seiner
psychologischen Analyse las.
Es
war das Jahr 1980 als dieser tolle Psychologe seine Abhandlung über
die Entstehung des neuen Menschen schrieb.
Jetzt
haben wir das Jahr 2018, fast vierzig Jahre später. Und nachdem ich
diesen Text gerade mit wahrer Begeisterung erneut lese, frage ich
mich, was ist aus seiner Vision des neuen Menschen geworden? Warum
lassen sich die meisten Menschen immer noch alles gefallen, was man
ihnen zumutet, obwohl sie es gar nicht wollen, von einer eher
kognitiv orientierten und abstrahierenden Wissenschaft sowie einer
Technologie, die sich dieser Wissenschaft bedient, lediglich um
Mensch und Natur zu erobern und zu besiegen.
Rogers
war davon überzeugt, daß
eine Wissenschaft immer auch Gefühle mit einbeziehen muß.
„Diese
Wissenschaft sollte humanistischen Zwecken dienen. Hierfür setzt
sich der neue Mensch auch ein.“
Eine
ganz wunderbare Vision eines Psychologen, wie ich finde, der den Wert
eines Menschen in dieser fremdbestimmten Welt immer in den
Vordergrund stellte.
Hier
noch ein paar von mir ausgewählte Zitate aus der bereits oben
angeführten Webseite.
„ Der
neue Mensch ist ein bewußter Mensch. Er hat den tiefen Wunsch, seine
innere
Welt zu erforschen. Er ist bereit, sich selbst wahrzunehmen, seine
eigenen
Gefühle und Stimmungen. Dabei ist er fähig, mit sich selbst frei
und
ohne Furcht zu kommunizieren. Im Gegensatz zu früheren Generationen
ist
seine Hemmschwelle, eventuelle Verdrängungsprozesse im Bewußtsein
auszuloten,
viel geringer.“
„ Der
neue Mensch respektiert die Natur und lernt, mit ihr im Gleichklang
zu leben. Ihre Eroberung, Verpestung und Zerstörung ist ihm
zuwider.“
„ Der
neue Mensch vertraut seinen eigenen gewonnenen Erfahrungen und
mißtraut
somit jeder äußeren Autorität. So kann ihn niemand von etwas
überzeugen,
was er nicht aus seiner eigenen Erfahrung gewonnen hat. So
kommt
es, daß er sich oft ungehorsam gibt, wenn ihm z. B. Gesetze
unvernünftig
und ungerecht erscheinen. Die Folgen, die sich für ihn daraus
ergeben,
nimmt er billigend in Kauf.“
„Sein
moralisches Urteil, seine Fähigkeit, durch gewonnene Erfahrungen
Falsches
von Richtigem zu unterscheiden, dessen ist er sich bewußt –
bewußt,
seiner inneren Autorität zu vertrauen.“
„Rogers
ist sich im Klaren darüber, daß nur wenige dieser neuen Menschen
die gesamten oben genannten Eigenschaften auf sich vereinigen, und
daß es sich dabei auch nur um eine kleine Minderheit in der gesamten
Bevölkerung handelt. Dennoch ist er der Meinung, daß diese Personen
im Vergleich zu ihrer Anzahl einen unverhältnismäßig großen
Einfluß für die Gestaltung der Zukunft ausüben könnten“
Ich
unterstreiche jeden einzelnen von ihm aufgeführten Punkt in seiner
Abhandlung über die Entstehung des Neuen Menschen und wünsche mir
von ganzem Herzen, dass jeder einzelne Aspekt, den er aufführt, sich
jetzt in unsere Realität umsetzen läßt und umsetzen wird, damit
wir nicht zu endgültigen Klonen des Systems werden.
Denn
was können wir mehr in unserer Gesellschaft gebrauchen als echte,
aufrichtige, wahrheitsliebende Menschen, die sich von Fremdbestimmung
gelöst haben , sich gestatten selbst zu denken, und sich und ihren
Mitmenschen gegenüber treu zu bleiben?
Diese
neuen Menschen, die er beschreibt, sind wir, alle diejenigen, die
andere unermüdlich wach rütteln und aufmerksam machen wollen, auf
Unaufrichtigkeit und unhaltbare und dringend zu ändernde, fatale
Zustände, damit die Beschränkung des Geistes der Vergangenheit
angehört.
Dieser
von Rogers beschriebene neue Mensch ist eine echte Chance – unsere
Chance. Werden wir wach und lassen uns Verdrehtes nicht mehr als
Wahres verkaufen.
Erkennen
wir ausgeklügelte und verdeckte Manipulationen.
Wir dürfen uns unsere Meinung und unseren Mund nicht verbieten lassen, damit wir wieder zu geistiger Gesundheit und Ganzheit
zurückfinden können.
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